Freitag, 4. Juni 2010

Die Schizophrenie des weiblichen Kinogängers

Das Kino lockt momentan mit dem altbekannten Motiv des Helden. Wir erleben Russell Crowe als kernige Robin Hood Version, den muskelmäßig aufpolierten Jake Gyllenhaal als schlagfertig gewitzen Prince of Persia und auch Tony Stark ist zurück und schlägt sich mit großer Technik und großem Mundwerk durch die aktuelle Filmlandschaft.
Ein Epos, ein Actionspektakel oder einfach 'wat schönes zu kucken' für die Frauenwelt. Unser liebster Lebensretter ist stark aber gutmütig und am liebsten mögen wir ihn ein bisschen dreckig. Ein paar Bartstoppeln hier ein bisschen Schlamm und Schweiß für den glänzend braunen Teint. Letztendlich riecht man das Ganze ja nicht (mal davon abgesehen, dass es sich ohnehin nur um Schminke handelt Anm.d.Red. --> Ja, ich bin mir ganz sicher, dass sich Russell Crowe nicht vor jeder Einstellung im Dreck wälzt).
Tony Stark mag sich als Geschäftsmann im Anzug geben aber der Iron Man Suit spielt ohnehin in einer ganz anderen Liga. Mr. Stark gehört vor allem zu der Version Held, die nicht auf den Mund gefallen ist. Leicht arrogante, größenwahnsinnige Kommentare amüsieren eben, wenn man sich das Ganze nur auf der Leinwand anschauen muss.
Das kernige Mannsbild, das gerade die Welt rettet, bietet das richtige Pendant zur Sex and the City-verstrahlten Frauenwelt, die von Louboutins fantasiert und sich mit nem Cosmo in der Hand die 5th Avenue entlangspazieren sieht. Aber das ist es eben. Wir Frauen wollen einerseits den ewigen Helden anschmachten und verbringen andererseits morgen einen weibischen Kinoabend mit Carrie und Co.
Längst sind wir kein eingefahrenes Stereotypenpublikum mehr. Ich hab nicht umsonst vor Freude klatschend in 'Transformers' gesessen. Die verstörten Blicke der Sitznachbarn ignorierend habe ich mich dabei an meine Kindheit zurück erinnert. Ich hab mit Matchboxautos und Lego gespielt, fand Marvel Comics faszinierend und auch sonst waren Powerrangers und eben Transformers kein Fremdwort für mich. Mein leicht schizophrenes Kindheitsbild verdanke ich wahrscheinlich der Tatsache, dass ich mit zwei Brüdern aufgewachsen bin. Denn trotz aller Carrerabahnen war ich auch ein großer Barbiefan und hatte eine kleine aber feine Mein kleines Pony Sammlung. Wenn sich meine Spielzeugautos als nicht gerade ein Straßenrennen geliefert haben, hab ich meine Puppen schick gemacht und meinen Ponys die Haare geflechtet.
Diese Schizophrenie lebe ich heute im Kino aus.
Vom Action Blockbuster bis hin zur traurigsten Schnulze schau ich mir alles an und meine Lieblingsstreifen rangieren von Rocky Balboa bis Bridget Jones.
Deswegen hab ich nicht nur Prince of Persia gesehen und bedingungslos genossen, sondern war auch im Frauenkollektiv in Sex and the City 2. Und was soll ich sagen? Großes Effektkino im Fluch der Karibik Style und Prunk und Glamour in der Wüste Abu Dhabis schließen sich für die emanzipierte Kinogängerin nicht gegenseitig aus.

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