Freitag, 16. Juli 2010

Nicht erschrecken! Manchmal geht es auch ernst: Atonement

So traurig, so tragisch, so wunderbar geschrieben. Nach der Lektüre von Ian McEwans Roman habe ich mir auch gleich nochmal die gleichnamige Verfilmung zu Gemüte geführt. Ganz selten trifft ein Film die komplette Essenz eines Buches. Joe Wrights Adaption kommt ganz nah heran. Ian McEwans Art und Weise die unterschiedlichen Storyteile so zu erzählen, dass sie trotz jedem kleinsten Detail, nie langweilig werden, kann visuell nur schwer umgesetzt werden, aber dem Film wurde eine visuelle Variable hinzugefügt, die zumindest einen Ersatz für unmöglich umzusetzende Teile des Buches darstellt. Wir erhalten Erinnerungen, Szenenwechsel und Traumsequenzen, die die Atmosphäre des Films prägen und unterlegt von der oscarprämierten Musik Marianellis einen bleibenden Eindruck hinterlassen. So verschwindet der Roman nicht hinter einem viel zu kurzen Blockbuster, sondern wird vielmehr optisch ansprechend zusammengefasst. Ich weine beim Abspann, dann seufze ich und bin dankbar dafür, dass es noch Kunst gibt, die bewegt. Ob Film, Musik oder Literatur, in dem Moment in dem man sich berührt fühlt, über das gehörte, gesehene, gelesene nachdenkt, hat die Kunst das erreicht, wozu sie da ist. Ich will mir eine Zeit, in der man sich die tragischsten und grauenvollsten Dinge ansehen kann und nichts dabei fühlt gar nicht vorstellen. Kriege, Elend und Schmerz dürfen uns nie abstumpfen lassen. An dem Tag, an dem wir nichts mehr spüren, sind wir eigentlich schon tot. Philosophische Gedanken, die nachts um 3 von einem Film bei mir losgetreten worden sind. Überdramatisch? Vielleicht. Aber das ist mir auch ein bisschen egal. Inspiration sitzt überall und es ist immer wieder ein glorreicher Moment, wenn man sie findet. Atonement ist Kunst. Für mich jedenfalls. Ein Grund zu schreiben und danach zu streben eines Tages etwas ansatzweise ähnliches schaffen zu können. Etwas das bleibt.